In Österreich erkranken jährlich etwa 42.000 Menschen an Krebs. Bösartige Tumorerkrankungen stellen dabei die zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauferkrankungen dar. Vor allem Darmkrebs ist zusammen mit Brust-, Prostata- sowie Lungenkrebs für rund die Hälfte aller Krebsneudiagnosen verantwortlich. Pro Jahr werden rund 4.500 bösartige Tumore des Dickdarms bzw. Enddarms in Österreich diagnostiziert. Laut den Früherkennungskriterien der Österreichischen Krebshilfe (Stand Jänner 2023) wird für Frauen und Männer die Darmkrebsvorsorge ab dem 45. Lebensjahr mittels Darmspiegelung (zumindest alle 10 Jahre) oder FIT Stuhlbluttest (zumindest alle 2 Jahre) empfohlen. Über 90 Prozent aller Darmkrebserkrankungen entstehen aufgrund einer Entartung von Darmpolypen. Die wirksamste Vermeidung von Darmkrebs ist daher die Entfernung von Darmpolypen mittels Darmspiegelung (Koloskopie). Können Krebsvorstufen aber nicht mehr bei der Koloskopie entfernt werden, müssen viele Patient:innen operiert werden. Durch den Einsatz modernster Methoden und Techniken, stehen heute sehr schonende Möglichkeiten zur Verfügung.
Behandlung von Darmkrebs
Steht die Diagnose Darmkrebs fest, ist in den meisten Fällen eine kolorektale Operation notwendig, in frühen Fällen ist oft auch eine Endoskopie ausreichend. Je nach Situation empfehlen Fachleute eine zusätzliche Chemo- oder Strahlentherapie. Es gilt: Je eher mit der Behandlung begonnen wird, desto besser sind die Heilungschancen. Bei einem kolorektalen operativen Eingriff wird je nach Erkrankungsgrad ein Teil oder der gesamte Dickdarm (Kolon) und/oder Enddarm (Rektum) entfernt. Für die Operation selbst stehen drei Operationsformen zur Verfügung. Dazu gehören die offene, die konventionell laparoskopische und die roboter-assistierte Operation. Bei einem offenen Eingriff wird ein langer Bauchschnitt (Inzision) vorgenommen. Der Einschnitt bietet direkte Sicht auf Kolon und/oder Rektum. Die Operation erfolgt mit handgeführten Instrumenten. Bei einem konventionell-laparoskopischen Eingriff werden einige kleine Bauchschnitte vorgenommen. Dabei werden spezielle, handgeführte Instrumente mit besonders langen Griffen eingesetzt. Die Orientierung erfolgt anhand vergrößerter Bilder, die vom Laparoskop (Kamera) auf einen Videobildschirm übertragen werden. Bei einem roboter-assistierten Eingriff werden von der Operateurin oder dem Operateur mehrere kleine Schnitte am Körper gesetzt, durch die ein Endoskop sowie die Instrumente des Operationssystems eingeführt werden. Die 3D-HD-Kamera im Endoskop sorgt für eine klare und bis zu zehnfach vergrößerte Ansicht des Dick- und/oder Enddarms und des umliegenden Gewebes. So kann die Operateurin oder der Operateur präzise über eine Konsole neben der Patientin oder dem Patienten die Instrumente steuern. Das Operationssystem überträgt jede Handbewegung in Echtzeit. So werden die Instrumente manövriert und positioniert, um damit die kolorektale Operation durchzuführen.
Vorteile eines roboter-assistierten Eingriffs
Mehrere Studien haben gezeigt, dass bei einer roboter-assistierten Kolektomie (operative Entfernung des Dickdarms) im Vergleich zu einer offenen Operation die Verweildauer kürzer, die postoperative Komplikationsrate niedriger und die Rate an Bluttransfusionen kleiner sein kann. Wichtig: Die Entscheidung, welche der genannten Operationsmethoden gewählt wird, treffen Patientinnen und Patienten gemeinsam mit den Operateurinnen und Operateuren.
Patientinnen und Patienten sollten ihre Ärztin oder ihren Arzt konsultieren, um zu entscheiden, ob ein roboter-assistierter Eingriff im individuellen Fall geeignet ist und um eine fundierte Entscheidung treffen zu können, die Vorteile und Risiken berücksichtigt. Die individuellen Ergebnisse können von einer Reihe von Faktoren abhängen, unter anderem von Patientenmerkmalen, Krankheitsmerkmalen und/oder der Erfahrung der Operateurin oder des Operateurs.
Das Spektrum der roboter-assistierten Operation ist breit. So können beispielsweise auch gynäkologische, urologische und zahlreiche allgemeinchirurgische Eingriffe minimalinvasiv roboter-assistiert durchgeführt werden. Derzeit (2023) sind mehr als 20 Operationssysteme (intuitive.com) zum roboter-assistierten Eingriff in Österreich im Einsatz. Es gibt 4 Operationssysteme in Salzburg: zwei am Uniklinikum Salzburg, eines an der Landesklinik in Hallein und eines im Tauernklinikum Zell am See. Roboter-assistierte Eingriffe werden bereits seit 2018 an der SALK durchgeführt.
Fotonachweis: ©[2023] Intuitive Surgical Operations, Inc.